Reisebericht Tansania Teil IV - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Tansania

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Teil IV >  Arusha - Tanganjika See - "Unity Brücke" 1       18.04.-20.06.2015      3.220 km

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Die Strecke ab Mwanza führt quer durch das Hinterland des großen Viktoriasees. Wir kommen auf den holprigen Straßen gut voran. Ab Nyanzani ist es vorbei mit der Teerstraße und es geht gleich richtig zur Sache. Schlaglöcher so groß und tief wie Kinderplanschbecken machen ein zügiges Vorankommen unmöglich. Die Landschaft ist hügelig, dicht bewachsen und die Erde ist, wie man es in Afrika erwartet, dunkelrot. Keine Stromleitung stört das Bild. Es scheint, als wenn dieser Landstrich vom Rest Tansanias vergessen wurde. Die Menschen sind arm, häufig sind das bisschen Kleidung am Leib nur noch Fetzen. Haupttransportmittel für Mensch und Ware ist das Fahrrad, egal wofür, Bretter, Bäume, Ziegelsteine… . Die kleinen Ortschaften entlang der Straße sind trostlos und häufig teilweise zerfallen.
 
Spät am Abend kommen wir in Kigoma an, der einzigen tansanischen Stadt am Lake Tanganjika. Einst deutsche Garnisonsstadt ist Kigoma heute die wichtigste Hafenstadt am gesamten See. Von hier werden alle möglichen Waren in Richtung Demokratische Republik Kongo verschifft. Die Bahnlinie aus Daressalam endet hier.
Am Jacobsen Beach Campsite, der einzigen Campingmöglichkeit lernen wir Susi, Paul, Astrid und Hans kennen. Alle vier sind „alte Afrikahasen“ und schon viel rumgekommen. Sie verbringen gerade ihren 4-wöchigen Urlaub in Tansania. Gemeinsam verbringen wir zwei lustige, kurzweilige Abende miteinander.
Die beschauliche, großflächige Stadt Kigoma bietet einen einzigartigen Markt. Viele Waren sind auf Grund der weiten Entfernung hier teurer als in Mwanza. Gleich neben Kigoma liegt Ujiji, eine ehemalige arabische Siedlung, immer noch sehr moslemisch geprägt. Einst lag dieser Ort auf der Sklavenroute der Araber aus Zentralafrika. Geblieben sind ein kleiner uriger Hafen und eine lange Hauptstraße aus Kopfsteinpflaster. Dr. David Livingstone, der berühmte Afrikaforscher hat hier in Ujiji gelebt, und unter einem Mangobaum neben einem einfachen Museum steht dann auch ein Gedenkstein.
 
Nach einem ausgiebigen Bad im erfrischenden Seewasser nehmen wir unsere Fahrt in Richtung Süden auf. Die ersten 100km sind Teerstraße und ab Uvinza geht es weiter auf guter Piste durch Baum- und Buschwald. Entgegen unseren Erwartungen ist der Zustand der Piste gut. Aber wir wollen es nicht verschreien, wer weiß was noch kommt. Zuviel schlechtes haben wir über diese Strecke schon gehört und gelesen. Unterwegs ist es sehr schwierig Übernachtungsplätze zu finden, es ist alles sehr dicht bewachsen. Wählerisch darf man hier nicht sein. Die Straße bleibt weiterhin besser als gedacht bzw. als erwartet. Hin und wieder erlauben Schneisen im Wald einen Blick auf die atemberaubende Weite nach Westen Richtung Tanganjika See bzw. auf die hohen Berge des Kongo. Der See ist der älteste und längste See der Erde und mit 1470 m Tiefe der zweittiefste See der Erde nach dem Baikalsee. Man sagt er sei das größte Aquarium der Erde aufgrund der vielen unterschiedlichen bunten Fischarten.
 
Wir durchqueren Mpanda, eine kleine staubige Stadt mit wenigen Versorgungsmöglichkeiten. Ab hier führt eine Teerstraße durch eine weitläufige hügelige Gegend in Richtung Katavi Nationalpark.
Durch diesen abgelegenen Nationalpark führen zwei Hauptverbindungsstraßen, die ohne Gebühren befahren werden dürfen. Die Suche nach einem Schlafplatz bis dahin gestaltet sich schwierig und zeitaufwendig, deshalb ist es bereits dunkel als wir durch den Park fahren. Am nächsten Morgen überlegen wir auf der anderen Straße ein Stück zurückzufahren, um ein paar Wildtiere zu beobachten. Doch sehr hohes Gras und dichte Büsche lassen dies nicht zu. Nach einigen Kilometern drehen wir um. Es ist wie so oft, der Katavi NP ist sicherlich etwas Besonderes, aber um das zu sehen, müssten wir für ein 24 Stundenticket 400 US$ „abdrücken“ und das wollen wir nicht.
 
Über die Menschen in der Region bringen wir wenig in Erfahrung. Die Abgeschiedenheit und Unzugänglichkeit dieses Gebietes rund um den See führte dazu, dass die vielen kleinen hier lebenden Stämme unter sich blieben. Sie pflegen ihre unterschiedlichen Traditionen und Sprachen. Viele Flüchtlinge aus den umliegenden Kriegsgebieten haben in den vergangenen Jahrzehnten hier auch eine neue Heimat gefunden und so „mischt“ sich die Bevölkerung mit Menschen aus den Nachbarländern Burundi und der Demokratischen Republik Kongo. Sehr viele Menschen, denen wir begegnen sind tiefschwarz und kleinwüchsig. Nur vereinzelt sieht man Schmuck, bzw. „Tracht“ bei jungen Männern. Wir freuen uns über und mit den Menschen. Es scheint geradezu als wenn sie hier noch freundlicher sind als im Rest des Landes. Sie winken, lachen und rufen uns zu. Es ist eine wahre Freude! Abends können wir getrost ein Buschcamp anfahren, denn sie interessieren sich nicht für uns. Winkend und lachend laufen sie an uns vorbei.
 
Von was leben die Leute nur hier in dieser Wildnis? Es gibt kaum größere Ansiedlungen oder Ortschaften. Wir haben den Eindruck, dass Holzkohle eine der wichtigsten Verdienstquellen ist. Immer wieder stehen große Säcke am Wegesrand oder wir treffen auf schwerbeladene Radfahrer, die ihre Säcke kilometerweit in die Ortschaften transportieren. Das ist Schwerstarbeit in dieser hügeligen Landschaft und bei diesen Temperaturen. Wir wundern uns sehr, dass das Land so trocken und dürr ist. Es war doch gerade Regenzeit??

                                                  


Es gibt kaum Straßen, die direkt an den See führen. Die Hauptversorgung der wenigen an den Ufern gelegenen Dörfer erfolgt ohnehin auf dem Seeweg. Der 60km lange Abstecher zu dem kleinen Ort Kipili ist eine Ausnahme und führt durch unbewohnte, dicht bewachsene Natur. Immer wieder halten wir uns vor Augen, wie abgelegen wir hier sind und unter welch widrigen Bedingungen die Menschen in dieser Region leben. Je weiter wir Richtung See kommen, wird das Land offener und flacher, es gibt mehr Häuser und Menschen. Und dann stehen wir vor einem Kleinod, der Kipili Lakeshore Lodge, ein gepflegter Campingplatz, ein Restaurant, mehrere Bungalows und ein toller Sandstrand… und Touristen. Alles ist sehr sauber und gepflegt, die Lodge ist unter südafrikanischer Leitung. Wir haben lange, lange nicht mehr so viele Touristen auf einem Fleck gesehen. Zwanzig Personen 12 Südafrikaner und 8 Deutsche, unter anderem Susi, Paul, Astrid und Hans. Es wird ein feuchtfröhlicher Abend! Die Lodge ist längst kein Geheimtipp mehr und sie ist auch kein Schnäppchen. Camping kostet pro Person 14 US$, 3 Gänge Menü 25,-- US$ und es werden gegen Dollar natürlich auch jede Menge Aktivitäten, wie Schnorcheln, Kanufahren, Sundowner Cruise angeboten.
 
Wir erledigen wieder mal Reparaturen. Unsere Toilettenpumpe hat den Geist aufgegeben. Wieder einmal haben wir keine Zeit zum Faulenzen und Genießen an diesem traumhaften Stück Erde.
Nachdem wir nach 4 Tagen unsere Reparatur endlich erledigt haben, unternehmen wir wenigstens noch eine kleine Wanderung. Wir besichtigen die Ruine einer alten Klosteranlage, eine der ältesten Kirchen Tansanias. Relativ gut erhalten liegt sie auf einem Hügel und thront über dem See.
Erst am Nachmittag fahren wir los, kommen aber an diesem Tag noch bis in die nächste größere Stadt Sumbawanga. Eine kleine, quirlige Stadt, mit regem Treiben an allen Ecken und überall auf den Straßen. Viele kleine  bunte Tuk-Tuks (3-rädige Motorradtaxis) wuseln durch die Stadt.
 
Die weitere Region ist landwirtschaftlich geprägt, große Felder, auf denen dürrer Mais und vertrocknete Sonnenblumen stehen, dazwischen immer wieder kleine Streusiedlungen. Das Straßenbild bestimmen die vielen Frauen in ihren bunten Gewändern und Tüchern und, immer wieder Kinder, Kinder, Kinder. Geburtenkontrolle, Familienplanung? Fehlanzeige! Ist das ein Teil des afrikanischen Problems?

Die weite Landschaft ist grandios, die gute Teerstraße auch. Bis auf die vielen Speedbumps…, in jeder kleinen Siedlung sind es gefühlt 10 Stück, das nervt. Wir passieren Tunduma, die quirlige Grenzstadt zu Sambia. Hier geht’s richtig zu. Unmengen LKWs stehen auf den Parkplätzen, der explodierenden Stadt. Entweder sie werden gerade repariert, be- oder entladen, oder sie parken einfach nur. Ware stapelt sich entlang der Straßen und eine lange Autoschlange windet sich durch die Stadt in Richtung sambische Grenze. Wir haben unseren Spaß mit den Menschen auf der Straße, die mit uns schäkern und sich nur allzu gern fotografieren lassen und dazu posieren.

Und dann machen wir zum ersten Mal unsere Erfahrungen mit Wiegebrücken in Tansania. Gleich hinter Tunduma in Richtung Mbeya kommt eine, schließlich geht der gesamte Schwerlastverkehr von und nach Sambia hier vorbei. Hiermit seien alle Fahrer, mit Fahrzeugen > 3,5 Tonnen gewarnt, an solchen Wiegebrücken vorbei zu fahren. Wir haben in Tansania ca. 10 derartige Wiegebrücken passiert. Anfangs haben wir immer noch brav angehalten und wurden durch gewunken, da wir ein Privatfahrzeug, bzw. ein Wohnmobil sind. Doch hier in Tunduma, hat man uns daraufhin verfolgt und zurück begleitet, mit der Aussage, alle Fahrzeuge müssen hier gewogen werden. Als Strafe für das Vorbeifahren sollten uns dann 2000 US$ in Rechnung gestellt werden, zahlbar innerhalb von 3 Tagen, für jeden Tag Verzug nochmals 20US$. Sollten wir damit nicht einverstanden sein, stünde uns jederzeit ein Weg der Beschwerde beim Verkehrsminister in Daressalam offen. Nach etwa 90 Minuten ernsten Gespräches, Bitten und Betteln, wohlwollend und sauer, hat man uns dann nach telefonischer Rücksprache mit „Oben“ gehen lassen. Vor dieser Wiegebrücke stehen keine Schilder, dass man, sollte man schwerer als 3,5 Ton sein, durchfahren muss, es wird lediglich auf die Wiegebrücke hingewiesen. Am besten immer durchfahren, Ihr könnte Euch eine Menge Ärger sparen.  
 
In Richtung Mbeya wird das Land immer grüner und fruchtbarer, die Ausblicke sagenhaft. Nach wie vor bewegen wir uns auf ca. 1700 Meter. Die Polizei wird zunehmend frecher und dreister. Zweimal werden wir angehalten, angeblich wegen zu schnellem Fahrens und beide Male angeblich in einer 50er Zone. Von wegen 50kmh! Nirgends war ein Schild zu sehen. Der erste Posten sieht es direkt ein, und meint: „Sorry, unser Fehler. Ja, du hast recht, da ist kein Schild“. Der zweite Posten ist da schon anders, steigt fast ins Auto und will sein „Geschenk“. Wo denn sein „Geschenk“ sei? Direkt nach Geld zu fragen, würde ja bedeuten, dass er bestechlich sei….  versuchen kann man es ja…
 
In Mbeya ist, obwohl die Stadt so groß ist, die Versorgung schlechter als erwartet. Es gibt kaum einen vernünftigen Supermarkt. Man muss sich seine Sachen von Laden zu Laden „zusammen suchen“.



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Uns interessiert der abgelegene Rukwa See, ebenfalls im afrikanischem Grabenbruch gelegen und der größte See auf tansanischem Gebiet. Von Mbeya aus fahren wir eine sehr interessante neue Höhenstrasse hinauf. Am Pass genießt man einen grandiosen Blick auf beide Seiten ins Umland. Ständig bewegen wir uns so zwischen 2000 bis 2640 Meter. Hinunter in die Kleinstadt Chunya jedoch verlieren wir langsam, km um km, an Höhenmeter. Dieses Städtchen war bis Mitte der 50er Jahre „Hauptstadt“ des Goldes in Tansania. In dem abgelegenen Gebiet rund um den Rukwa See wurden um die Jahrhundertwende große Goldvorkommen gefunden und daher hatten sich auch viele Europäer angesiedelt. Doch als es vorbei war mit den Goldfunden sind die Weißen auch wieder abgewandert. Seitdem verkommt Chunya mehr und mehr zu einem staubigen Nest und hier endet auch die gute Chinesische Teerstraße, es folgt eine einigermaßen gute Schotterstraße. Die Einheimischen geben nicht auf, an den Traum vom plötzlichen Reichtum zu glauben. Entlang der Straße suchen viele immer noch nach Gold. Mit Haken und Schaufel graben junge Burschen mühsamst den Busch um, in der Hoffnung ein paar Nuggets zu finden.
 
In dem kleinen Ort Mpalangala geht es links ab nach Luika, zumindest nach unserem Reiseführer. Nur wie sich herausstellt, ist diese Beschreibung total falsch. Es gibt weder einen Weg an den See, noch einen Campingplatz, auch muss man nicht links abbiegen und nach Luika fahren, sondern geradeaus weiter. Die Einheimischen helfen uns weiter und so finden wir einen netten Platz hinter einem kleinen Dorf an einem kleinen Schiffsanleger direkt am Wasser.
Junge Männer laden einige Dhaus ab, sie sind gut drauf, winken, rufen uns zu und machen ihre Späßchen.
Am nächsten Morgen sind sie alle wieder da und entladen weiter. Am Rukwa See kommen die Elefanten bis ans Wasser. Bei einem Spaziergang entlang dem Ufer finde ich einige natürliche Rückstände ihres Besuches und ein kleines Mädchen, das mich auf meinem Weg begleitet, bestätigt mir das sehr eifrig.
Welche Perspektive haben die Jugendlichen in dieser Abgeschiedenheit? Das Highlight ist wahrscheinlich der wöchentliche Markt, der am Sonntag stattfindet und zu dem auch Händler von anderen Dörfern kommen. Aber sonst?
 
Zurück fahren wir durch die weite Ebene rund um Galule, um dann den Sonntagnachmittag standesgemäß auf der Utengule Coffee Farm bei Holzofen Pizza, Cappuccino und Eiscreme zu verbringen. Wir genießen die tolle Aussicht über das Land bevor wir zufrieden nach Mbeya zurückfahren und uns wieder auf den Parkplatz des Livingstone Hotels stellen. Am Abend treffen wir uns noch mit Paul und Hugo. Beide kommen aus Rhodesien, dem heutigen Zimbabwe. Hugo besaß dort eine Farm und wurde enteignet. Innerhalb von 3 Tagen musste er dort alles zurücklassen und mit seiner Familie das Land verlassen. Mittlerweile hat er sich in Tansania eine neue Existenz aufgebaut. Auch Paul musste das Land unter schwierigen Umständen verlassen und hat sich Tansania eine neue Existenz als Metzger aufgebaut. Bei ein paar Whiskeys erzählen sie uns ihre erstaunlichen Geschichten.
 
Unser nächstes Ziel ist das vulkanische Hochland der Poroto Berge, das Land der Safwa. Die Gegend ist sehr fruchtbar. Die Safwa sind gute Bauern. Sie bauen Gemüse und Getreide an und pflegen ihre Felder. Wir unternehmen eine Wanderung zum Ngozi Krater See, einem der schönsten Kraterseen in Tansania. Durch einen dichten tropischen Regenwald steigen wir auf einem schmalen Pfad für ca. 1 Stunde teilweise steil bergauf zum völlig bewachsenen Kraterrand. Dort ist der Weg zu Ende. Unser Guide Saidi stammt aus dem Safwa Stamm ebenso wie Sidi, der während unserer Abwesenheit auf das Auto aufpasst. Indem sie Touristen hierher führen, finden die beiden von Zeit zu Zeit eine zusätzliche Einnahmequelle. Sie wollen einfach nur einen Job, ansonsten sind sie auch Bauer und Viehzüchter. Aber die Märkte seien sehr schlecht sagen beide unisono.
 
Das Hochland, südlich der Hauptverbindung Daressalam – Iringa – Mbeya, war sehr lange von der Entwicklung des Landes abgeschnitten. Erst 1985 wurde, mit britischer Unterstützung, eine Teerstraße gebaut. Bis dahin machten lang anhaltende Regenfälle die Pisten der Region für nahezu die Hälfte des Jahres unpassierbar.
 
Die Fahrt weiter südlich in die Southern Highlands führt, vorbei an den größten Teeplantagen des Landes, in das landwirtschaftliche Herz des Südens. Die Spurrillen in der ohnehin sehr schmalen Teerstraße, der Hauptverbindung von Ost nach West zwischen der Hauptstadt und Sambia frotzeln mit ca. 30cm Tiefe jedem Randstein. Die Strecke ist stark befahren, es herrscht massiver LKW Verkehr. Es stinkt nach Bremsen und Kupplung, mittendrin steht wieder ein defekter Laster, kenntlich gemacht lediglich durch ein paar Zweige kurz vor dem liegengebliebenen Fahrzeug. Es ist zweifelsohne eine der gefährlichsten Straßen, die wir bislang in Afrika gefahren sind.
 
Es ist bereits Nacht, als wir die Benediktiner Mission in Uwemba erreichen. Die Mönche staunen nicht schlecht, als wir so spät noch anklopfen. Sie sind aber sehr hilfsbereit und lassen uns in den Klosterhof einfahren. Wir bekommen sogar noch eine warme Mahlzeit. Am nächsten Morgen schauen wir uns um. Das Kloster ist ein riesiger landwirtschaftlicher Betrieb mit 100 Sauen, 100 Kühen, Pferden, einer Schule, Bäckerei und Schlachterei. Die riesige Kirche fasst 1000 Personen. Heute leben und arbeiten 9 Ordensbrüder in der 1920 gegründeten Mission, darunter noch 3 Europäer. Sukzessive wird alles den einheimischen Brüdern übergeben.
 
Gut versorgt mit Kuchen und Wurst brechen wir wieder auf, weiter durch das hügelige und fruchtbare Hochland, in dem die Holzwirtschaft dominiert, in Richtung Songea. Weite abgeholzte Gebiete werden mit Eukalyptus wieder aufgeforstet. Die Temperaturen sind mit ca. 20 Grad gänzlich unafrikanisch, nachts kühlt es sogar ab bis zu 8 Grad.



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Das Klima und die Vegetation verändern sich als wir allmählich das Hochland verlassen, es werden wieder warme afrikanische Temperaturen. Rund um Songea, der südlichsten Stadt Tansanias, ist Tabakanbaugebiet. In dieser Region haben die Benediktinermönche aus St. Ottilien in Oberbayern 1898 eine Mission gegründet. Peramiho ist heute noch die größte und einflussreichste Mission ihrer Art im südlichen Tansania und es ist das Mutterkloster zu Uwemba. Eine riesige Kirche steht inmitten einer großen Klosteranlage, daneben das Hospital, das zu den besten Tansanias gehört. Wir haben das Glück mit 2 pensionierten deutschen Schwestern sprechen zu können. Beide waren wesentlich am Aufbau der Mission beteiligt. Die eine, 82 Jahre alt, ist bereits 52 Jahre hier „stationiert“ und hat als Zahnärztin die Dentalklinik aufgebaut. Die andere, etwas jünger, ist schon über 30 Jahre hier im Busch und war für die Verwaltung des Hospitals, sowie die Leprastationen verantwortlich. Beide erzählen lustig und selbstbewusst aus ihrem erfahrungsreichen Leben. Die Mission ist heute ein großer Ausbildungsbetrieb für die Region. Ob Schreiner, Schneider, Gärtner oder einer der 100 Krankenpfleger, hier wird vielen Jugendlichen eine Perspektive geboten. Neuerdings ist sogar noch eine Universität angeschlossen. Wir „nächtigen“ auf dem großen Kirchplatz, kaufen am nächsten Tag noch gute Wurst und bewundern das oberbayrische Fleckvieh, das neugierig aus den Boxen im Stall hervoräugt. Diese Insel des „Wohlstands“ ist einerseits beeindruckend lässt aber auch viele Fragen offen.
 
Bevor wir uns aufmachen in den abgelegenen äußersten Süden des Landes, füllen wir in Songea letztmalig unsere Vorräte auf. Circa 60 km können wir noch die gute Teerstraße genießen, bevor es dann auf staubiger und extrem holpriger Piste weitergeht.
 
Die Spur schlängelt sich auf einem Gebirgskamm dahin und wird immer schlechter, die Landschaft allerdings bleibt grandios. Linker Hand haben wir den Blick in den größten Nationalpark Tansanias, den „Selous“, rechter Hand der Blick in die unendliche Weite nach Mozambik in das Niassa Schutzgebiet.
 
Die Menschen leben hier „ab vom Schuss“, sie ernähren sich von dem, was sie anbauen. Hier hat es auch nicht mehr viel Verkehr und Hilfe könnte man hier bei einer Panne auch nicht erwarten. Die letzte größere Ansiedlung ist Tunduru, ein extrem staubiges Nest, ähnlich einer Westernstadt, und entgegen aller Informationen sogar mit fünf Tankstellen und einigen kleineren Dukas (kleine Supermärkte), die gar nicht mal so schlecht sortiert sind.
 
Je weiter wir nach Osten kommen, umso schlechter wird die Piste, zeitweise ist es mehr stop-and-go, gerüttelt und geschüttelt. Doch die phantastische Aussicht, die vielen kleinen gepflegten Dörfer und die fröhlichen lachenden Menschen entschädigen. Wir müssen Brücken überqueren, die einem das Adrenalin rasant in die Höhe treiben. Und wenn wir nicht wüssten, dass unser Gegenverkehr (Busse und LKW’s) dieselbe Strecke zu fahren hat, würden wir sie wahrscheinlich nicht überqueren wollen.
In der Landschaft tauchen jetzt riesige Inselberge auf. Wie gigantische Gesteinsbrocken liegen sie „wahllos“ in der Landschaft. Die Menschen in diesem Gebiet sind vom Stamme der Yao oder Makonde und leben auf beiden Seiten der Landesgrenzen. Viele sind vor dem langjährigen Bürgerkrieg in Mozambik geflohen und haben sich hier im Süden Tansanias eine bescheidene Existenz aufgebaut und bleiben aus diesem Grund hier.
 
Auch an diesem Tag kommen wir nur 150km weit, wir schaffen es wieder nicht bis an die Grenzstation. Schlafplatz allerdings Fehlanzeige, es ist überall dichter Busch oder Sumpfgebiet. So ist es schon dunkel, als wir in einem kleinen Ort an eine Schule fahren. Wir werden herzlichst „aufgenommen“, sind sofort umzingelt und müssen uns ganz dringend gleich in das Besucherbuch des Schulleiters eintragen.
In dem kleinen Ort Namyumbo geben wir unsere restlichen tansanischen Schilinge aus, bevor wir uns, auf noch kleinerer Piste, auf unsere letzten 60 km Strecke in Tansania begeben. Bald wird es auch hier eine Teerstraße geben, die Aktivitäten sind in vollem Gang.
 
Und dann sehen wir sie, die unglaublich große Grenzbrücke „Unity One“, eine der zwei „Friedensbrücken“, die den Grenzfluss „Rovumu“ überwinden und somit einen Grenzverkehr zwischen Tansania und Mozambik ermöglichen. Bis zur Fertigstellung konnte man hier lediglich im Einbaum ein- und ausreisen. Jetzt gibt es auf beiden Seiten des Flusses eine richtige Grenzabfertigung. Diese erfolgt in Mtambaswala, Tansania reibungslos, nicht mal eine Roadtax wird uns abverlangt, Gottseidank. Die Herren sind lediglich sehr gesprächsbedürftig. Kein Wunder, der Grenzübergang ist so gut wie nicht frequentiert. Mit ein wenig Abschiedsschmerz und zugleich neugierig auf die andere Seite, machen wir uns auf die Brücke!
 
Kwa Heri Tansania!



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Tansania  I -  Der Nordosten und Sansibar

Tansania II - Am Viktoriasee

Tansania III - In den Glutkessel Tansanias

Tansania IV - Der Tanganjika und der Süden

... Menschen in Tansania

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