4. Reisebericht Türkei 2. Etappe - Weltenbummler Shumba - Weltreise mit dem Allrad Reisemobil

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Reisebericht Türkei, 2. Etappe Teil I
7. Oktober bis 1. Dezember 2011


Einreise:
Ausreise:
Gesamt km:
Währung:
Dieselpreis:
Visum:
Fahrzeug:



Griechenland /Ipsala
Edirne, nach Bulgarien
6.946
1€ = 2,47 Türkische Lira  Stand 10/2011
3,75 TL/Ltr (10/2011)
nein; es wird eine Aufenthaltsgenehmigung eingetragen
wird in den Pass eingetragen und muss innerhalb der Aufenthaltsfrist wieder ausgeführt werden


Nordostanatolien

Auf unserer Weiterfahrt besichtigen wir eine georgische Kirche aus dem 7 Jhd. Das wurde uns vom Campingplatzbesitzer in Yusufeli ans Herz gelegt. Sie liegt weit oben in den Bergen in dem Dorf Ishan. Die Kirche ist sehr sehenswert, aber schon die Anfahrt ist super.

Weiter fahren wir nach Ayvali, entlang dem grünen Flusstal des Oltu Cayi. Hier leben die Menschen noch sehr ursprünglich. Waren und Gegenstände werden mit Lastenaufzügen von einem Flussufer an das andere gebracht. Nach Ayvali geraten wir schon wieder an eine Baustelle. Schon wieder ein Großprojekt. Aber was?
Auf guter Straße, durch ziemlich zerklüftete ursprüngliche Gebirgslandschaft, deren Hügel in vielen unterschiedlichen Gesteinsfarben leuchten, dazwischen immer wieder die verschiedenen Farben des Herbstlaubes, kommen wir nach Göle.
Hier ist die Versorgung ziemlich gut, ansonsten ist die Stadt etwas trostlos. Wir sind jetzt auf 1800m und es ist richtig kalt. Als wir am nächsten Tag aufstehen, hat es geschneit. Wir stehen genau an der Schneefallgrenze bei 1950 m in einem Waldstück vor Ardahahn. Uns zieht es weiter in Richtung Cildir zu dem gleichnamigen Cildir Gölü. Es ist eine Hochebene wie aus dem Bilderbuch. Fantastisch schön, mit vielen, vielen Schafen und Kühen. Kurz vor Cildir, bei der kleinen Ortschaft Yildirim Tepe, machen wir eine Wanderung zur Teufelsburg „Seytan Kalesi“. Der Weg dahin ist einfach, aber die Aussicht in die Landschaft ist vom Feinsten.
Hier und in den anderen Dörfern in der Umgebung werden Kuhfladen gesammelt und getrocknet, anschließend werden diese dann aufgeschichtet, so hoch wie Heuhaufen. Diese Kuhfladen werden im Winter zum Heizen verwendet. Die jetzigen Vorräte sind enorm. Die Dörfer bereiten sich rege auf den Winter vor und diese Haufen prägen das Bild der Ortschaften.

                                                  
        


Und dann liegt er da, der Cildir Gölü, groß und ganz ruhig, schneebedeckte Berge drum herum, herrlich! Wir umrunden den See und kommen aus dem Staunen nicht raus, so grandios ist die Landschaft hier. Glücklicherweise spielt das Wetter mit. Sonne wechselt sich mit Wolken ab, das gibt eine ganz einzigartige Stimmung.
Unser Ziel für heute ist die Ruinenstadt Ani, direkt an der Grenze zu Armenien.
Vor dem Zugangstor der Ruine verbringen wir die Nacht. Der Wind pfeift, es ist bitter kalt, aber in unserem rollenden Zuhause ist es wohlig warm.
Am nächsten Morgen besichtigen wir diese Ruinenstadt.

Schon das große Eingangstor verspricht vieles. Und tatsächlich, das Gelände ist riesig. In dieser Stadt haben zur Blütezeit mal 100.000 Menschen gelebt, und es soll 1.000 Kirchen gegeben
haben. Die Ruinen einiger Kirchen stehen bis heute und sind noch in relativ gutem Zustand erhalten. Wir laufen mehr als 3 Stunden durch dieses Gelände. Imposant und absolut sehenswert.


Da wir durch die lange Besichtigung spät von Ani wegkommen, kürzen wir nach Digor über eine Piste ab, um von dort nach Igdir, runter auf circa 850 m, zu fahren. Schon auf dem Weg dahin wird wieder alles grün. Die Fahrt geht immer den Grenzfluss entlang, auf der anderen Seite ist Armenien. Leider gibt es keinen Grenzübergang von der Türkei nach Armenien, schade, drüben wäre der Diesel günstiger.

Nordostanatolien ist ein wildes und weites Land. Immer wieder sehen wir Militär, aber von uns will niemand etwas. Igdir lassen wir hinter uns und schon geht es wieder bergauf. Wir kürzen wieder über die Dörfer ab, hinauf in die Berge. Es wird wieder kalt, 2 Grad, Schneefallgrenze und Nebel. Den Bergrücken überqueren wir auf schmaler schneebedeckter Piste. Die Menschen hier staunen nicht schlecht als sie uns sehen. Zu dieser Zeit und bei diesem Wetter verirrt sich wohl kaum ein Tourist hierauf. Hin und wieder richtig eng und rutschig, geht es in Richtung Dougubayazit.

Dougubayazit ist eine lebhafte Stadt, noch 40 km und man wäre im Iran. Hier passiert viel Handel auf der Strasse dementsprechend laut und turbulent geht es auch zu.

Wir wollen den Ishak Pasha Palast besichtigen, das Neuschwanstein der Türkei. Diese Sehenswürdigkeit liegt außerhalb der Stadt in den Bergen. Also fahren wir direkt dort hin. Circa 200 m über dem Ishak Pasha Palast finden wir einen Stellplatz am Cafe Parasut. Es hat zwar bereits geschlossen, aber es ist kein Thema hier die Nacht zu verbringen. Der Blick nach unten ist gigantisch. Freier Blick über die Stadt, die weite Ebene und den Palast, man würde auch den berühmten Berg sehen, wenn er frei wäre. Einfach wunderschön!
Vielleicht haben wir ja Glück und der Ararat lüftet morgen seine „Nebelröckchen“.


Es hat 3 Grad und nieselt. Diesen Nachmittag gehen wir nur spazieren und schauen uns um. Vieles ist restauriert und sehr gepflegt, hergerichtet für viele Touristen, heute sind wir hier  alleine.
Erst am nächsten Morgen besichtigen wir den Palast. Von aussen verspricht er mehr als er innen erfüllt, aber immerhin. Trotz aufwendiger Bauarbeiten dürfen wir fast überall hin, und man kann sich gut vorstellen wie das einmal hier zugegangen sein muss.
Und den berühmten Ararat? Jetzt sind wir 4 Tage quasi um ihn „herumgeschlichen“, aber es soll nicht sein. Wir sehen ihn leider nicht!!



Heute ist Feiertag, Gründungstag der Republik, aber die Feierlichkeiten wurden wegen des Erdbebens in der Region um Van, im Südosten, im ganzen Land abgesagt.


Südostanatolien

Bei 0 Grad und stürmischem Wind fahren wir weiter Richtung Van über den 2560 m
hohen Tendürek-Pass. Es herrscht starkes Schneetreiben, die Strasse wurde geräumt, aber es ist dennoch glatt. Auf halber Strecke hinauf auf den Pass liegt im Straßengraben in entgegen gesetzter Richtung, umgestürzt, ein großer LKW, Bananenkartons liegen umher. Das muss erst vor Kurzem passiert sein, die Spuren sind noch gut zu erkennen. Ein Krankenwagen ist uns mit Blaulicht entgegen gekommen.


Gleich nach dem Pass kommt man durch eine weite, fast surreale „Mond“-Landschaft. Ein Vulkanausbruch vor langer Zeit ist hierfür verantwortlich.
Je weiter wir danach durch eine saftige Hochebene in Richtung Van kommen wird das Wetter besser und auch ein paar Grad wärmer.


Sehr bald schon sehen wir erste Schäden des schlimmen Erdbebens vom 23. Oktober, an Häusern und Tankstellen und die Zelte der Hilfsorganisation „Roter Halbmond“. Wir kommen nach Van. Hier sind die Erdbebenspuren stark zu erkennen. Häuser mit Rissen, abgefallene Kamine, Schaufensterpuppen liegen in den Auslagen der Geschäfte, Glasscheiben sind gesplittert, viele Läden sind leer geräumt. Wir sehen einfache Zelte auf Plätzen zwischen den Wohnblocks, kein geschäftiges Treiben auf den Strassen wie sonst in den türkischen Ortschaften und Städten, alles wirkt gedämpft Dennoch, auf der Haupt-Einkaufstrasse geht das Leben weiter, die Shopping Malls sind geöffnet. Mitarbeiter der Hilfstrupps stehen, offensichtlich erschöpft, Zigaretten rauchend am Straßenrand und unterhalten sich mit Passanten. Vor den wenigen Hospitälern stehen Menschen und Krankenwägen Schlange. Eigentlich wollten wir einige Tage hier in der Gegend bleiben und diese fantastische Bergwelt genießen, aber „Erdbebentourismus“, und so würde uns das vorkommen, das geht für uns nicht. Wir haben das Gefühl zu stören, nicht hierher zu gehören, was man hier zu Gesicht bekommt ist beklemmend, und es ist sicherlich nur die Spitze des Eisberges. Wir fahren weiter. Weiter in Richtung Tatvan und finden bei einem Bauern einen Standplatz auf einer Wiese für unser Zuhause. Der Bauer erzählt uns, dass das Erdbeben hier nicht so arg war, sein Wohnhaus sei OK, nur die Scheunen hätten jetzt Risse. In dieser Nacht haben wir ein Nachbeben, zugegeben, nur ein leichtes, wer weiß, wie es woanders war.

Es bleibt weiterhin stark bewölkt und kalt. In Tatvan suchen wir nochmal ein Internetcafe auf, um dort zu erfahren, dass einen Tag vorher in Bingöl ein Selbstmordattentat der PKK stattgefunden hat. Wir wollen zwar nicht nach Bingöl, das liegt nicht auf unserer Route, aber es ist nah. In Bitlis, das sehr wohl auf unserer Route liegt, haben wenige Tage vorher Bombenanschläge stattgefunden. Angriffe auf das türkische Militär in Hakkari weiter im Südosten, haben bereits die Woche vorher einen Einmarsch der türkischen Truppen in den Nordirak zur Folge gehabt.
Dieser Terror geht uns schon durch den Kopf, zum ersten Mal sind wir so nahe dran.


Wir machen uns auf den Weg zum Vulkan Nemrut Dagi, wir wollen an die Kaldera. Aber keine Chance! Bei 2500m ist Schluss für uns, schneebedeckte Fahrbahn das ist uns einfach zu riskant. Außerdem schneit es schon wieder. Enttäuscht drehen wir um. Wir hatten zwar insgeheim damit gerechnet, dass es so sein würde, aber gehofft, dass es klappen würde, haben wir schon. Irgendwo am Weg, abseits der Strasse übernachten wir unter einer Brücke. Unsere Stimmung ist ein wenig angeschlagen, die negativen Eindrücke und Meldungen knabbern ein wenig an uns.

Am nächsten Tag fahren wir weiter Richtung Westen oder genauer, Richtung Südwesten, nach Hasankeyf. Die Altstadt ist echt sehenswert. Bereits der Hinweg ist fantastisch. Die Straße führt ein ganzes Stück am Tigris entlang bis man die Stadt erreicht. Die Menschen haben hier in Steinhäusern gelebt, die in den Berg gehauen waren, und das noch bis vor Kurzem.





Nach Hasankeyf wollen wir, auf dem Weg nach Midyat, abseits der Hauptroute zwischen einigen Dörfern auf einer Lichtung mit wunderschönem Ausblick für die Nacht stehen bleiben.

Es dauert nicht lange bis Militär erscheint und uns regelrecht vom Berg „pflückt“. Hier zu stehen sei zu gefährlich, Terroristen in den Bergen würden auch vor Zivilisten nicht halt machen, die Gefahr sei zu groß, man macht uns verständlich, dass die auf uns schießen oder sogar das Auto abfackeln könnten. Wir müssen zur Kommandantur in Hasankeyf folgen. Dort erhalten wir erstmal einen Tee, während unsere Pässe gecheckt werden. Dann werden wir hinter der örtlichen Tankstelle sicher „untergebracht“. Nicht ohne uns eindringlich zu warnen, die Hauptrouten bzw. Straßen seien sicher und schlafen sollten wir immer in Ortschaften, dann gibt es kein Problem. Wir verstehen das natürlich, aber eigenartige ist es schon. Diese Hinweise in einem Land indem alle Menschen so sehr gastfreundlich und entgegenkommend sind.
Als wir am nächsten Morgen an der Tankstelle unseren Wassertank auffüllen, müssen wir leider feststellen, dass wir unseren Tankdeckel verloren haben. Wir haben ihn schlicht und einfach beim letzten Tanken liegen lassen. Mist! Gott sei Dank ist die Markise über der Tankeinfüllung angebracht, so sieht man das nicht direkt. Notdürftig stopfen wir die Öffnung mit einem Tuch zu. Das Wetter ist heute zur Abwechslung richtig schön und es ist auch wärmer geworden, das tut gut!

Wir fahren weiter nach Midyat. Hier merkt man, dass man der Wüste schon näher ist. Die sehr sehenswerte Altstadt besteht aus sandfarbigen Lehmhäusern, enge Gassen durchziehen die Stadt. Sehr vieles ist renoviert. Das Leben findet hinter den hohen Hofmauern statt, nur schwerlich ergattert man hin und wieder einen Blick hinein. In dieser Stadt leben noch einige syrisch-orthodoxe Christen, eine Minderheit, aber so erklärt es sich, dass man hier plötzlich zu den Moscheen auch einige Kirchtürme mit Kreuzen darauf sehen kann.


Auf schöner Strecke geht es weiter nach Mardin. Irgendwie zweigeteilt die Stadt. Auf der einen Seite die neue Stadt, etwas steril, und auf der anderen Seite die Altstadt, mit ihrem Gassengewirr bis hinauf zu einem Burgberg, Glockentürme und Minarette eine faszinierende Mischung, hoch über der mesopotamischen Ebene.
Umtriebig und wuselig geht es hier zu. Es gibt arabisch geprägte Natursteinhäuser, dazu ein großes Basarviertel mit einem Angebot an Seifen, Nüssen und Gewürzen…, das schon sehr orientalisch wirkt.
Auf unserem Bummel durch die Altstadt kommen wir an ein Hamam. Wie sich herausstellt, ist es eines der ältesten Badehäuser der Stadt. Wir gehen hinein. Der „Patron“ ist sehr nett und zeigt uns stolz sein Bad, auch hinter den Kulissen. Er erklärt uns wie alles funktioniert und führt uns in den Untergrund, zur Heizung. Dort schaufelt ein Mitarbeiter Nussschalen in einen lodernden Ofen. Ungläubig schauen wir ihn an. Doch er versichert uns, genauso wird hier geheizt, mit Nussschalen, nicht mit Holz. Gerade als wir da sind, werden säckeweise Nussschalen angeliefert. Das wussten wir nicht es war richtig interessant. Ins Bad gehen wir trotzdem nicht, es erscheint uns zwar ganz ordentlich, aber nicht sehr gepflegt.

Die Läden hier in Mardin schließen im Vergleich zu anderen türkischen Städten sehr früh. Das ist wohl auch ein Erbe der ehemaligen Unruhen mit der PKK in dieser Stadt.
Als wir dann zum Kloster „Deyrul Zafaran Manastiri“, (Safrankloster) fahren ist es auch schon sehr spät geworden. Wir haben hier schon am Nachmittag angefragt, ob wir die Nacht auf dem Parkplatz stehen könnten. Das Kloster wollen wir am nächsten Tag besichtigen. Gerade mal 20 Minuten im Auto, klopft es an der Türe. Wir schauen zum Fenster raus und sehen einen kleinen Jungen vom Kloster mit einem Teller voll warmen Essen. Unglaublich!!! Das Kloster ist eine wuchtige, intakte und sehr gepflegte Anlage der syrisch orthodoxen Kirche, ursprünglich aus dem 5. Jhd. Dessen Herzstück die Ananiaskirche aus dem 5. Jhd ist.

Es regnet mal wieder. Nach der Klosterbesichtigung geht es für uns weiter nach Süden, in die Stadt Sanliurfa oder einfach Urfa, wie die Stadt landläufig immer noch genannt wird.
Auf dem Weg dorthin fahren wir mehr oder weniger an der syrischen Grenze entlang, durch riesige landwirtschaftliche Flächen und viele Baumwollfelder. Seit dieses Gebiet hier durch ein spezielles Projekt mit Wasser versorgt wird, sprießt die Baumwolle. Die Gegend boomt.
Wie fast überall, ist es kein Problem in der Stadt auf einem der vielen Autoparkplätze für die Nacht zu stehen.
Die Altstadt ist überaus sehenswert. Enge Gassenlabyrinthe zwischen sandfarbenen, verschachtelten Häusern, ein Basarviertel in dem sich allerlei Völker tummeln. Die Gesichter der Frauen tätowiert, oft eingewickelt in braune Wolltücher über den langen aufwändig bestickten Samtgewändern, die Kinder auf den Rücken gebunden, schwarzäugige Araber, Männer in Pluderhosen mit Tüchern, oder mit Turban um den Kopf gewickelt, und zwischen drin völlig verschleierte Wallfahrerinnen. Nach Urfa kommen viele gläubige Pilger, denn hier soll Abraham in einer Grotte zur Welt gekommen sein. Die Grotte und die Umgebung sind heilige Orte und einige Gläubige treten von hier ihre Pilgerreise nach Mekka an.
Wir besichtigen die heiligen Orte, kaufen im Basar Gewürze und Lebensmittel und lassen uns treiben. Das Gedränge in den Gassen und die Gerüche, einfach fantastisch. Kein touristischer Ramsch, keine Anmache, hier kaufen die Einheimischen und wir haben heute wohl einen Einkaufstag erwischt, so viele Menschen wie hier unterwegs sind. Diese Mixtur der Kulturen, eine faszinierende Stadt.

Nach diesem Erlebnis zieht es uns noch 45 km weiter südlich Richtung syrische Grenze nach Harran. Harran ist eine der ältesten Siedlungen, mit fast 5000 jähriger Geschichte. Hier sieht man noch die alten Trullihäuser, die nicht mehr bewohnt sind und nur noch als Tierställe benutzt werden. Es stehen hier auch die Überreste der ältesten Moschee Anatoliens. Wir übernachten mitten im Ort vor der riesigen Zitadelle zwischen den Wohnhäusern und stromern am nächsten Tag durch den Ort. Das hier macht so richtig Laune. Jetzt wären wir in der Stimmung weiter zu fahren. Wir haben uns in unserem neuen Zuhause eingelebt, und was wir so erleben und erfahren Tag für Tag gefällt uns. Nur für die ganz große Fahrt, sind halt noch einige Dinge vorzubereiten und zu erledigen. Deshalb müssen wir zurück nach Deutschland. Unser Kalender drängt zur Weiterfahrt. Alles ist klasse, nur der Wettergott ist uns nicht wohl gesonnen. Gerade als wir wieder am Auto sind fängt es wieder an in Strömen zu regnen.



Zunächst geht es zurück nach Sanliurfa, dann über Hilvan, durch die weiten Ebenen der Steppe, vorbei an Siverek zum Atatürk Stausee, wo wir mit einer alten Fähre übersetzen. Auf dem Schiff erzählt uns ein junger Mann, dass auch hier bald eine Brücke stehen soll, ähnlich der, die über den Bosporus führt.

Es ist Feiertag. Für drei Tage findet das türkische Opferfest statt. Das ist der höchste türkische Feiertag und man sieht es an den Gewändern der Menschen. Alle sind fein gekleidet. Fast vor allen Häusern in den Dörfern werden Tiere geschlachtet, gehäutet, ausgenommen, aufgeteilt. Wir bleiben stehen und schauen beim Zerlegen eines Rindes zu. Die ganze Familie ist dabei und hilft. Es wird 3 Tage gefeiert und gegessen und der Tradition nach werden Fleisch und Süßigkeiten auch verschenkt.


Für uns geht es weiter auf den Nemrut Dagi, dem „Sitz der Götter“ (der Berg nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Vulkan im Osten der Türkei). Auf circa 1800 m beginnt Schnee zu liegen, die Strasse ist gepflastert und frei geräumt. Nur die letzten paar hundert Meter müssen zu Fuß erledigt werden. Für die Besteigung des Götterthrones müssen wir uns richtig einpacken. Es hat -4 Grad und der Wind bläst orkanartig, gefühlte Temperatur -25 Grad. Trotzdem! Es ist fantastisch, sonnig und der Ausblick von hier oben ist einfach nur grandios. Teilweise sinken wir bis über die Knie in den Schnee. Und dann sehen wir sie. Die riesigen Köpfe, die den größten Grabhügel der Welt bewachen… eine fantastische Szenerie! Rund um den Berggipfel sozusagen, gegen Osten und gegen Westen, sind hier auf Terrassen diese Köpfe angeordnet. Fast unwirklich …. ein wahrer Göttersitz!


Der Abstieg ist genauso fantastisch. Zufrieden gönnen wir uns im Bergcafe eine Tasse Tee. Bevor wir über eine wirklich steile, anfangs noch gepflasterte, später in Schotter übergehende Strasse, mit engen Serpentinen durch eine Schlucht und eine grandiose Landschaft nach Arsamaia fahren. Die antike Stadt Arsamaia wurde im 3. Jhd. gegründet. Hauptattraktion hier ist ein wunderschönes Relief und eine in Stein gehauene Kultinschrift. Beeindruckend.

Zentralanatolien

Durch eine grandiose, endlose scheinende Landschaft geht es weiter über Kahta, im Hintergrund die schneebedeckten Berge, nach Adiyaman und Elbistan. Elbistan ist keine schöne Stadt bietet aber gute Versorgung. Auf dem Parkplatz des „Sword Hotel“ werden wir gerne für die Nacht aufgenommen. In der Lobby stellt man uns sogar das deutsche Fernsehprogramm zur Verfügung, und wir können kostenlos das Internet benutzen. Hier ist es, wo wir mit Entsetzen feststellen, dass sich anscheinend jemand an dem LKW-Türschloss zu schaffen machte. Das Metall am Schloss ist leicht deformiert. Gott sei Dank erfolglos. Bei aller allgemeinen Herzlichkeit und Gastfreundschaft gibt es halt überall auf der Welt Deppen, die so etwas versuchen, davor ist man einfach nicht gefeit.
Der Weg weiter nach Kayseri führt über Afsin hinauf auf wieder über 1900m, mit grandiosen Ausblicken in die Berge und das zentralanatolische Hochland. Rund um Kayseri gibt es einige sehr sehenswerte Karawansereien der ehemaligen Seidenstrasse, und wenigstens eine davon wollen wir uns anschauen, die Karawanserei Sultanhani, das interessiert uns.
Langsam schleichen wir von 1900 m wieder auf 1300 m hinunter, über Pinarbasi und Bünyan nach Sultanhani, dem gleichnamigen Ort, durch endlose Felder auf denen noch gepflügt und geerntet wird und gleich anhängerweise die Zuckerrüben wegtransportiert werden,

Und so ganz nebenbei haben wir heute das Wort mit den meisten „ü“ entdeckt: Büyükgümüsgün - eine Ortschaft vor Pinarbasi.

Wir wollen nahe bei der Karawanserei übernachten und werden dort von Abdullah C. einem Kaufmann aus Kayseri angesprochen. Er hat im Ort sein Elternhaus und verbringt die Feiertage mit seiner Familie hier, er will uns unbedingt zum Essen einladen. Abdullah war 10 Jahre in Köln als Änderungsschneider und spricht immer noch ganz gut deutsch. Es wird ein netter gemütlicher Abend. Wir unterhalten uns und zeigen Fotos. Etwas später gehen wir noch zu seinem Onkel, der auch im Ort wohnt und auch gut deutsch spricht, Er hatte 20 Jahre in Wuppertal ein Reisebüro. Dort treffen wir noch mehr Familienmitglieder, am Ende sind es 12 Personen. Es gibt Tee.

Am nächsten Morgen widmen wir uns dem eigentlichen Zweck unseres Besuches und besichtigen die Karawanserei, anschließend fahren wir nach Kayseri weiter. Kayseri, mit dem fantastischen schneebedeckten Erciyes Dagi im Hintergrund, ist eine sehr moderne Stadt mit modernen Shopping Malls, einer neuen Trambahn mit modernen Haltestellen und alles sehr sauber und gepflegt. Bereits im Umfeld der Stadt hat es sehr, sehr viele neue Hochhäuser, teilweise schon bewohnt teilweise noch leer stehend. Woher sollen denn die vielen Menschen kommen, die hier wohnen sollen?


Kappadokien

Wir fahren weiter. Wieder mal wird es spät am Tag als wir kurz vor Göreme auf eine kleine Piste abbiegen, die uns in ein Tal führt. Hier stehen wir bei Vollmond in dieser skurrilen und eigentümlichen Landschaft, zwischen den Feenkaminen, die bei Mondschein irre Bilder abgeben. Es ist so schade, dass es so kalt ist, um sich länger draußen aufhalten zu können und Brennholz für Feuer hat es hier auch nicht. Also sitzen wir ohne Licht im Dunkeln in unserem kleinen zuhause und betrachten die Szenerie von dort gemütlich bei einem Glas Rotwein, auch toll! Schon sehr früh am Morgen hören wir ungewöhnliche Geräusche, ein eigenartiges Zischen weckt uns und als wir schauen, sehen wir Heißluftballons ganz dicht über uns. Wir wurden von deren Gasbrennern geweckt. An diesem Tag zählen wir 11 Ballone, die über uns hinweg fahren. Bald darauf stehen die ersten Wander-Touristen am LKW. Es ist gerade mal kurz vor 09:00 Uhr. Wir stehen ja auch mitten im Fotopanorama. Nach einem ausgedehnten Frühstück machen wir uns auf zu einer mehrstündigen Wanderung durch dieses Tal, genannt „Love Valley“.

Am folgenden Tag wollen wir das Gebiet weiter erkunden, sozusagen einen Sonntagsausflug machen, und fahren los, aber schon beim ersten Aussichtspunkt schebbert es ganz laut und unangenehm am MAN. Was ist das denn? Auf den ersten Blick gibt es Nichts zu sehen. Wir fahren und halten immer wieder an, suchen den ganzen Tag nach dem Problem. Wir entdecken, dass eine Halterung vom Auspuff abgebrochen ist. In der nächst größeren Stadt, Nevshehir, suchen wir eine Werkstatt. Das ist einfach in der Türkei. Irgendwo gibt es immer ein Viertel in dem die Handwerker, nach Berufen sortiert, zu finden sind. Schnell ist der Halter geschweißt und nebenbei auch noch die abgebrochenen Halter der Aussenverkleidungen repariert. Als wir wieder fahren ist es stockdunkel, und – es schebbert immer noch. Es muss etwas anderes sein.


Für die Nacht fahren wir wieder in „unser Tal“ nach Göreme. Diesmal stehen wir aber nicht unten drin, sondern oben drüber, schauen also quasi rein in das Tal. Und am nächsten Morgen zählen wir glatt 20 Ballone am Himmel. Was hier wohl in der Hochsaison geboten ist?
Nach dem Frühstück kippen wir das Fahrerhaus und tatsächlich findet Klaus das Problem. Ein Blech zwischen Bremsscheibe und Felge ist abgebrochen und liegt nun lose auf dem Bremssattel  Also wieder zur „Strasse der Autowerkstätten“ nach Nevshehir, dieses Teil schweißen lassen. Und das läuft so: LKW aufbocken, Rad runter, Teil ausbauen, 3 Unterlegscheiben anschweißen, Teil einbauen, Rad wieder montieren, dazu 4 Tee für uns, Kosten: 10 Euro.



Anschließend gehen wir gleich noch unseren Großeinkauf erledigen und dann kann es endlich weiter gehen in den Süden, Ziel Derinkuyu. Die Stadt liegt auf 1340m, die Nacht ist mit minus 8 Grad die kälteste bisher. Hier gibt es nicht viel zu unternehmen für unsist es im Grunde nur ein Zwischenstopp. Die Besichtigung der größten unterirdischen Stadt in Kappadokien schenken wir uns. Wir haben es schon mal gesehen, damals ohne Eintrittspreis zu bezahlen und ohne ein Personen-Drehkreuz am Eingang. Ein Bauer hat uns vor 22 Jahren hier durchgeführt und alles erklärt. Heute stehen vor dem Eingang Souvenirläden und vor der Kasse Menschenschlangen.


Für uns geht es weiter nach Nidge. In Gümüsler gibt es ein unterirdisches Felsenkloster zu sehen, das wohl am besten erhaltene dieser Art des Christentums hier in Kappadokien. Das interessiert uns, und es lohnt sich. Fresken und beeindruckende Malereien aus dem 10./11. Jhd. wurden 1963 restauriert, und da man hier auch noch in die verschiedenen Ebenen klettern kann, bekommt man einen guten Eindruck von der Größe des Klosters.

Als wir am frühen Nachmittag weiterfahren ist es immer noch bitterkalt.
Durch die anatolische Hochebene mit endlos scheinenden Feldern, dann durch weite Täler, enge Canyons wird es über Ulukisla nach Tarsus ans Meer gehen. Ab Pozanti, nehmen wir die alte Landstrasse. Auf dieser sehr kurvigen Bergstrasse passieren wir, auf den Spuren Alexander des Großen, die „Kilikische Pforte“ und überqueren den Taurus auf einer der ältesten Handelstrassen.
In Göluk, einem kleinen Bergdorf, fahren wir von der Hauptstrasse ab, zu der ausgeschilderten (2300 Meter) entfernten„Göluk Kalesi“, einer Burgruine. Nach 5 km und ca. 800 Höhenmetern erreichen wir die Burg. Ein Traumschlafplatz! Am nächsten Morgen erwartet uns ein sagenhaftes Panorama mit Blick über den Taurus und bis zum Meer. Diese tolle Berglandschaft, würde zum Wandern und Genießen in Abgeschiedenheit einladen, aber wir müssen leider weiter.



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Bildergalerie Türkei, 2. Etappe
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