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Fazit Iran
05.11.2012 - 30.01.2013

Der Iran, ein Land in dem Fanatismus, Krieg und Unterdrückung herrschen. Das ist das landläufige Bild auf das wir Europäer oder gar die westliche Welt den Iran häufig reduzieren.
Wir haben uns wirklich Zeit gelassen, den Iran zu erleben. Insgesamt 85 Tage und 7.664 Kilometer sind wir durch das Land gefahren. Wir haben bei Weitem nicht alles gesehen. Fast den gesamten Westen mussten wir auslassen, weil der Winter dort in den hohen Gebirgslandschaften schon Einzug gehalten hat. Zunächst einmal ist der Iran für uns ein packendes, ein großes Land, mit einer unglaublichen Weite, einer faszinierenden Natur, großen Wüsten, hohen Gebirgen, wer rechnet schon mit einem Skigebiet im Iran, und dem türkisblauen Persischen Golf.
Es gibt aber auch den „anderen" Iran, das Land hinter dem ersten Eindruck, den Überwachungsstaat. Wir mussten noch nirgends auf unseren Reisen so oft unsere Pässe vorzeigen wie hier. Es kam etliche Male vor, dass jemand bei der Polizei angerufen hat, weil so ein unbekanntes „Objekt" zu sehen ist. Dann kam die Polizei hat unsere Pässe kontrolliert und sich vergewissert, dass wir Touristen sind. Dies lief stets sehr freundlich und korrekt ab und mit der Verabschiedung entschuldigten sich die Polizisten meistens für die Störung. Unterwegs sagte jemand zu uns: „Macht Euch nichts vor, ihr seid schon auf dem Radar. Die beobachten Euch schon". Wer auch immer „die" sind? Wir erinnern uns an die Frau in Teheran, die uns sagte, dass in diesem Land keine Offenheit möglich ist, dass die Menschen sich gegenseitig bespitzeln. Dazu passt das zensierte und sehr langsame Internet. Häufig wurde uns erklärt, dass die Kanäle gefiltert sind, Facebook, u-Tube und vieles andere nicht frei zugänglich sind und, dass das Internet bewusst langsam gehalten wird. Wir haben aber auch erlebt, dass die Behörden sehr um unsere Sicherheit bemüht waren. So hat uns die Polizei, um uns vor Überfällen auf der Drogenschmugglerroute zu schützen, aus der Wüste geholt.
Das Land hat auch viele soziale Brennpunkte. Behinderte werden häufig ins Heim gegeben, weil die Familien vielfach zu arm sind und der Behinderte nicht zum Lebensunterhalt beitragen kann. Behinderte werden versteckt und abgeschoben. Die Arbeitslosigkeit ist extrem und mit der hohen Inflation halten die ohnehin niedrigen Löhnen nicht Schritt. Irans Einwohner leiden unter den Sanktionen der Weltpolitik. In den Morgenstunden sehen wir oft Gruppen von Männern jeglichen Alters, die darauf warten zur Arbeit geholt zu werden. Es sind Tagelöhner. Wir beobachten aber auch, dass viele ohne Arbeit wieder nach Hause gehen. Der Verdienst eines Lehrers beträgt 150€ im Monat. Zudem ist das Land belastet mit einer hohen Zuwanderung. Speziell an der Grenze zu Irak und Pakistan, aber vor allem zu Afghanistan existiert ein Flüchtlingsproblem. Viele der Kriegsflüchtlinge sind geblieben und wollen auch weiterhin in diesem, für sie gutem, Land bleiben. Eine der, wenn nicht die weltweit, wichtigste Drogenschmugglerroute führt durch den Iran. In den Provinzen Sistan und Belutschistan, an der Grenze zu Pakistan und Afghanistan herrschen nicht nur deswegen fast bürgerkriegsähnliche Zustände. „Das Zeug" kommt aus den größten Drogen-Anbaugebieten der Welt und wird unter anderem über Iran verteilt. Ein Kampf gegen Windmühlen.
Ach Übrigens, Autofahren im Iran ist ein Erlebnis der besonderen Art. Eine laute Hupe am Fahrzeug ist sehr von Vorteil, obwohl sie in der Regel ignoriert wird. Man hat den Eindruck es ist ständiges Chaos. Abzubiegen, ohne zu blinken oder von der ganz rechten Spur nach links abzubiegen ist regelmäßig an der Tagesordnung. Wegfahren, oder in eine Straße einzubiegen ohne zu schauen, und damit den hinterher Kommenden gehörig auszubremsen, ist nicht mal erwähnenswert. Aus drei Spuren werden schnell fünf gemacht und ist dann noch eine Lücke, quetscht der Iraner sich auch noch in diese.
Und dann gibt es den "wirklichen" Iran. Denn der Iran, das sind vor allem die Menschen, unglaublich offene, herzliche und sehr freundliche Menschen. Wir haben uns nie auch nur einmal unwohl gefühlt, geschweige denn gefährdet oder gar bedroht. Die Menschen in diesem Land sind uns mit einer unglaublichen Offenheit, Freundlichkeit und Neugierde begegnet. Klar, es waren immer dieselben Fragen: Woher kommt Ihr? Was ist Dein Beruf? Wie alt bist Du? Wie viele Kinder habt ihr? Sobald man sagte, dass man aus Deutschland kommt, strahlten die Gesichter noch mehr oder sie pfiffen anerkennend durch die meist vorhandenen Zahnlücken „Deutschland gut"! Wir haben hier eine beispiellose Gastfreundschaft erlebt. Sehr häufig wurden wir zum Tee oder zum Essen oder gar zum Übernachten eingeladen, unterwegs wurde uns in den Dörfern Brot oder Obst geschenkt, einfach so. Uns hat es im Iran ausnehmend gut gefallen, wir haben uns richtig wohlgefühlt, und das hauptsächlich wegen der tollen Menschen in diesem Land. Zudem ist der Iran ein absolut sicheres Reiseland. Es gibt im Grunde keine Kriminalität. Die Strafen für Diebstahl sind drastisch und Raub ist nicht mit dem Koran vereinbar. Natürlich kann es in den Großstädten Vorfälle geben, wie überall auf der Welt, und mit zu großen Verlockungen sollte man vorsichtig sein, denn die meisten Menschen sind arm. Und dies obwohl der Iran selbst ein unglaublich reiches Land, reich an Bodenschätzen, Öl und Gas ist. Nur, hier greift das weltweite Embargo. Und das hat die Bevölkerung einer diplomatisch sehr unklugen Regierung zu verdanken. Wir haben niemanden getroffen, der auch nur ein gutes Wort über die Führung des Landes verliert, egal welcher sozialen Schicht angehörig. Hinter die „Schleier Irans" konnten wir nach drei Monaten nicht blicken, als Gast bekommt man nicht mit, was unter diesem Regime tatsächlich abläuft. Aber, dass die Menschen unzufrieden und unglücklich sind, das spürt man.
Wir denken, solange Religion und Staat nicht getrennt sind, wird der Präsident immer die Marionette der klerikalen Macht bleiben. Vielleicht bringt die kommende Wahl eines neuen Staatspräsidenten eine Veränderung, wer weiß? Vielleicht ist dann ein neuer konstruktiver politischer Dialog möglich. Wir hoffen es sehr! Es ist diesem Land, aber vor allem, seinen Menschen zu wünschen!

                                                  



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